HAROLD REITTERER
Am 13. Februar 1902 in Wien geboren, besuchte er dort von 1920-1928 die Akademie der Bildenden Künste. Seine Lehrer waren Hans Tichy, Karl Sterrer, Rudolf Bacher sowie Franz Wiegele in Nötsch und der Däne Robinson C. Anderson; die beiden letzteren waren es, die Reitterers Entwicklung seines persönlichen Stils am nachhaltigsten förderten.
Oskar Thiede unterwies ihn in der Technik des Metalltreibens. Diese Liebe zum Kunsthandwerklichen manifestiert sich in Reitterers Oeuvre nicht nur in der Vielfalt der Arbeitstechniken, sondern auch in seinem Formenrepartoire in immer wiederkehrenden Elementen.
Seine frühen Arbeiten standen noch sehr unter dem Einfluss der akademischen Schulung. In den 40er Jahren wirkte er in England, wo er beispielsweise einige Temperaentwürfe für Tapisserien schuf. Impulsgebend dafür war, nach eigener Aussage, ein in seiner Jugend erfolgter Besuch der Gobelinesammlung des Museums in Cluny.
In London und in Eaton arbeitete er vor allem als Porträtist. Da die Porträtmalerei die künstlerische Freiheit der Ausdrucksform naturgemäß einschränkt, wandte er sich bald anderen Aufgaben zu: Auf ausgedehnten Studienreisen entstand eine Vielzahl von Landschaftsaquarellen, ab den 50er Jahren arbeitete er vermehrt an öffentlichen Aufträgen in der Fresko- und Sgraffitotechnik.
1954 schuf er einen Wetttbewerbsentwurf zum Fassadenschmuck des Spanischen Saals in Schloss Ambras und noch im selben Jahr für Kufstein einen Wandschmuck in Sgraffitotechnik in der Volksschule Sparchen, 1958 entstand in Kitzbühel dass Fassadenbild am Postamt und in Hippach im Zillertal ein Fresko an der Schule, 1971 schuf er ein Wandgemälde an der neu errichteten Hauptschule in Kirchbichl sowie die Innenraumgestaltung der Kirche seines Wohnortes Maurach am Achensee, um nur einige seiner zahlreichen Wandbilder und Fassadengestaltungen anzuführen.
Diese zeichnen sich oft durch eine lineare, kräftig konturierte Formgebung aus und sind von geometrisch angeordneten Farbflächen umgeben. Mit der Hinwendung zu diesem künstlerischen Metier, ist Reitterer gemeinsam mit Tiroler Künstlern wie Max Spielmann, Norbert Strolz, Inge Höck, Walter Honeder und Fritz Berger zu erwähnen.
Darüber hinaus verfügte er über versierte Kenntnisse in den Techniken der Keramik- und Metallarbeiten sowie Tempera- und Ölmalerei. Den Kunstharzbildern ist ein reliefartiger Charakter eigen, den er durch Einritzung und eine dreidimensionale Oberflächengestaltung erzielte. Seine Bildwerke kennzeichnet eine intensive Farbigkeit sowie eine abstrahierende Gestaltungsweise, die letztlich aber im Gegenständlichen verhaftet bleibt. Der Themenkreis seiner malerischen Arbeiten umspannt einen weiten Bogen von religiösen und allegorischen Bildinhalten.
Auffallend ist auch seine Vorliebe für Tierdarstellungen mit Katzen, Vögeln und Waldtieren, sowie ornamentale-dekorativ gestaltete pflanzliche Formen, Die Anregungen dazu schöpfte er aus der Natur.
Seine Naturverbundenheit war auch der Grund, warum er sich nach seiner krankheitsbedingten Frühpensionierung als Kunsterzieher entschloss, 1951 seinen ständigen Wohnsitz nach Maurach am Achensee zu verlegen. Nach seiner eigenen Aussage fühlte er sich in seiner Tiroler Wahlheimat durch die ihn umgebende Landschaft zu den in seinen Bildwerken ständig wiederkehrenden Motiven aus der Pflanzenwelt und dem Tierreich inspiriert.
Der bis ins hohe Alter täglich unermüdlich schaffende Künstler starb mit 86 Jahren am 23. Oktober 1987.
(Dr. Eleonore Gürtler)